"Sultan Abdülaziz und Kaiser Franz Joseph I."

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Für großes Interesse sorgte am 27.10.2016 um 19 Uhr im Yunus Emre Institut Wien der Vortrag über „Sultan Abdülaziz und Kaiser Franz Joseph I“ von Historiker Prof.Dr. İlber Ortaylı. Vor zahlreichen Zuhörern leitete Direktorin Ayşe Yorulmaz den Abend ein mit einem kurzen Überblick über die Tätigkeiten des Yunus Emre Enstitüsü, dem Türkischen Kulturzentrum Wiens, und einem Einblick in die Biographie Ortaylıs. Anschließend gab sie das Wort an den Vortragenden weiter. Bevor Prof. Ortaylı auf das Thema seines Vortrags zu sprechen kam, begrüßte er das begeisterte Publikum und sprach über die besondere Bedeutung von Kulturzentren wie dem Yunus Emre Institut. In seinem Vortrag tauchte Prof. Ortaylı in die Biographien der beiden Großherrscher Kaiser Franz Joseph I. und Sultan Abdülaziz ein. Während Franz Joseph I. nur eine kurze Zeit als Kronprinz verbrachte, bevor er in jungen Jahren den habsburgischen Thron bestieg, war der osmanische Sultan Abdülaziz bei der Thronbesteigung  bereits 31 Jahre alt und hatte davor eine intensive Ausbildung genossen, u.a. in der Marine und der Armee. Zudem hatte er vielseitige Interessen, darunter Kunst, Musik und Tanz. Er war einer der treibenden Kräfte der osmanischen Tanzimat-Periode und der erste osmanische Sultan, der das europäische Ausland bereiste. Auf seinen Reisen traf er bedeutende europäische Herrscher und Staatsmänner, darunter Kaiser Franz Joseph I., welcher ihm in weiterer Folge ebenfalls einen Besuch in Istanbul abstattete. İlber Ortaylı sprach über wirtschaftliche, kulturelle, strategische und politische Entwicklungen in den beiden Großreichen und betonte, dass, auch wenn es sich auf den ersten Blick um zwei völlig unterschiedliche Welten handle, sich bei näherer Betrachtung durchaus Parallelen zwischen den beiden Vielvölkerstaaten finden lassen. Dasselbe gelte auch für die beiden Herrscher: Auf den ersten Blick scheint ein deutlicher Kontrast zwischen dem gläubigen Muslim und dem röm.-kath. Kaiser zu herrschen, tatsächlich können die beiden Machthaber aber in großer Ähnlichkeit betrachtet werden. Immer wieder ergänzte Ilber Ortaylı seine Ausführungen über die historischen Begebenheiten mit Anekdoten über bedeutende Persönlichkeiten aus der Geschichte der beiden Weltreiche. Abschließend erwähnte er das kulturelle Erbe der Habsburger Monarchie, welches auch heute noch über die Grenzen Österreichs hinweg spürbar ist und nicht nur durch äußerliche (z.B. architektonische) Merkmale sichtbar ist, sondern auch im Alltagsleben beobachtbar ist, wie beispielsweise im Sprachgebrauch.