Im Rahmen des größten Literaturfestivals Österreichs „Österreich liest. Treffpunkt Bibliothek“ las der türkische Autor Sadık Yalsızuçanlar am 4.Oktober 2016 in der Wiener Bücherei im Bildungszentrum Simmering aus seinem Roman Der Wanderer. Die Lesung wurde in Kooperation mit dem Yunus Emre Institut, dem türkischen Kulturzentrum Wiens, veranstaltet.

Der Roman Der Wanderer zeichnet den inneren Weg des berühmten islamischen Philosophen und Sufi-Lehrers Ibn Arabi (1165-1240) nach. Mit unvergleichlicher Sensibilität und Einfühlungsvermögen begibt sich Sadık Yalsızuçanlar auf die Spuren des andalusischen Mystikers, der auf seiner Wanderung von Spanien bis hin nach Damaskus auch den Weg der Erleuchtung gegangen ist. Durch sein unmittelbares Wirken als Sufi Meister und durch seine Werke gehört Ibn Arabi bis heute zu den höchst geschätzten islamischen Gelehrten. Das für die Lesung ausgewählte Kapitel erzählt einleitend von Andalusien, dem Ort, an dem der Wanderer aufwuchs. Der Wanderer begegnet dort dem „Rechten Wort“ in Gestalt eines Beduinen. Diese Begegnung führt ihn bis nach Mekka, wo er der Weisheit und der Liebe begegnet.

Es wurde aus dem türkischen Original und der von Beatrix Caner produzierten Übersetzung gelesen. Im Anschluss an die beiden Lesungen wurden Fragen aus dem interessierten Publikum zum Autor und bezüglich der Übersetzung und den Besonderheiten der türkischen Sprache beantwortet. Der große Festakt zur offiziellen Eröffnung des landesweiten Literaturfestivals fand, ebenfalls mit der Teilnahme des Yunus Emre Instituts Wien, am 5.Oktober 2016 in der Stiftsbibliothek Klosterneuburg statt.

Zusätzlich zu den Veranstaltungen im Rahmen von „Österreich liest. Treffpunkt Bibliothek“ hielt Sadık Yalsızuçanlar abschließend am 7.Oktober 2016 im Yunus Emre Institut Wien einen Vortrag auf Türkisch zum Thema „Literatur und die Liebe“. Aus einer philosophisch-sensiblen Perspektive reflektierte der Autor das Thema mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Er sprach über die Macht der Liebe und den Ursprung des Begriffes Aşk, der aus dem Persischen kommt und eine so tiefreichende Bedeutung trägt, dass er ins Deutsche kaum mit einem Wort übersetzbar ist. Aşk umfasst mehr als der Begriff „Liebe“ im klassischen Sinne, es ist der Ursprung von allem, das alles andere vergessen lässt. Gemeint ist nicht allein die romantische Liebe zwischen zwei Liebenden, der Begriff beinhaltet weit mehr, wie etwa die Liebe zu den Eltern oder zu Gott. Er verlieh seinem Vortrag Nachdruck, indem er berühmte Dichter und Denker wie Yunus Emre zitierte. Während seines innigen Vortrags ließ Sadık Yalsızuçanlar seine faszinierten ZuhörerInnen tief in eine Welt eintauchen, in der nichts wichtiger ist als die unendliche Liebe.

Ayşe Yorulmaz, die Direktorin des Yunus Emre Instituts Wien, weckte in ihrer Begrüßungsrede Vorfreude auf mehr, indem sie zahlreiche weitere geplante Veranstaltungen im Bereich der türkischen Sprache, Geschichte und Literatur uvm. ankündigte.