Kalligraphie und Ornamentik

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Die Kunst der Kalligraphie
Als Einleitung zur Ausstellung „Türkische Kalligraphien“, die in Kooperation mit der alBaraka Türk Bank organisiert wurde und von 13.01.-02.03.2017 im Yunus Emre Enstitüsü Wien zu sehen ist, fand am Donnerstag, 12.01.2017, um 18 Uhr im Konferenzraum des Kulturzentrums ein Vortrag über die Charakteristika der Kalligraphie statt. Der Vortrag wurde vom Kunstwissenschaftler Prof. Uğur Derman gehalten, der u.a. von 1985 bis 2006 an den beiden Istanbuler Hochschulen Marmara- und Mimar Sinan-Universität im Fachbereich Traditionelle Türkische Kunst Die Geschichte der Türkischen Buchkunst unterrichtete.
Die wesentlichen Inhalte des Vortrags umfassten die Entstehung und Entwicklung der türkischen Kalligraphie sowie die verwendeten Materialien und Werkzeuge. Verschiedene Schriftarten und Gestaltungsformen wurden dem interessierten Publikum anhand von Beispielen näher gebracht. Die Kalligraphie ist eine jahrhundertealte Schriftkultur, die ab der Eroberung Konstantinopels im Jahr 1453 im Osmanischen Reich als eine der kunstvollsten Arten arabischer Kalligraphie weiterentwickelt wurde. Ihren ästhetischen Höhepunkt erreichte die türkische Kalligraphie mit Istanbul als künstlerischem Zentrum im 19.Jahrhundert. Prof. Derman führte aus, dass die türkische Kalligraphie als Kunstform v.a. nach der Republiksgründung in der ersten Hälfte des 20.Jahrhunderts in den Hintergrund trat. Jedoch wurde dieser künstlerischen Disziplin in den letzten Jahren wieder verstärkt Aufmerksamkeit gewidmet und es traten vermehrt auch junge KünstlerInnen in den Vordergrund, die sich als wahre Meister ihres Faches erwiesen, worüber der Wissenschaftler seine Zufriedenheit ausdrückte.
Im Anschluss an den Vortrag beantwortete der Professor Fragen aus dem interessierten Publikum und bedankte sich bei den Zuhörern für die zahlreiche Teilnehme. Abschließend nutzten die anwesenden Gäste die Möglichkeit, die ausgestellten Kunstwerke bereits am Vortag der offiziellen Eröffnung zu besichtigen. Zuletzt lobte Prof. Derman die vielseitigen kulturellen Aktivitäten der Stadt Wien, betonte aber auch die Einzigartigkeit der im Yunus Emre Enstitüsü gezeigten Ausstellung kalligraphischer Kunst. Kalligraphische Exponate würden mittlerweile bereits in Museen weltweit verbreitet sein, in Wien gäbe es eine Ausstellung dieser Art jedoch zum ersten Mal.

Die Kunst der Ornamentik
Als Abrundung des Eröffnungsprogrammes zur Ausstellung „Türkische Kalligraphien“, hielt die renommierte türkische Kunstwissenschaftlerin Prof. Dr. Çiçek Derman am Samstag, 14.01.2017, um 18 Uhr im Türkischen Kulturzentrum einen Vortrag über die Kunst der Ornamentik. Viele der bei der Ausstellung gezeigten kalligraphischen Arbeiten, die allesamt aus der umfangreichen Kunstsammlung der alBaraka Türk Bank stammen,  wurden durch aufwendig angefertigte Ornamente ergänzt. Prof. Dr. Çiçek Derman lehrt seit 1985 an der Fakultät für Kunst der Marmara-Universität in Istanbul und ist derzeit Vorsitzende der Fachbereiche Traditionelle Türkische Kunst sowie Buch-und Miniaturmalerei.
In ihrem Vortrag erzählte Prof. Dr. Çiçek Derman von den Anfängen und der historischen Entwicklung türkischer Ornamentik, welche nach der Eroberung Konstantinopels 1453 in den Palastwerkstätten der osmanischen Sultane eine Blütezeit erlebte. Anhand zahlreicher Beispiele veranschaulichte die Kunstwissenschaftlerin die Verwendung von Farben und Materialien sowie unterschiedliche Motive und Gestaltungsformen, welche von politischen und kulturellen Einflüssen der jeweiligen Zeitdekaden geprägt waren. Trotz all dieser Entwicklungen gäbe es jedoch in der zeitgenössischen Anwendung eine Rückkehr zu ursprünglichen Formen, führte Prof. Derman aus. Die Kunstwissenschaftlerin sprach vom meditativen Charakter, den die Ausübung dieser Kunst mit sich bringt, welche Konzentration, Genauigkeit und eine detaillierte Pinselführung erfordert. Die Ornamentik sei eine Kunstform, die vom Künstler sehr viel fordert und bei der weniger das Talent, sondern vielmehr der Wille und Ehrgeiz im Vordergrund stehen. Das Besondere an dieser Kunst ist laut Derman die Tatsache „dass sie Betrachter und Künstler immer zwingt, Schönes zu sehen, auch wenn die Welt darum schwarz ist“.
Bevor die Anwesenden die Möglichkeit nutzten, die wertvollen Kunstwerke der Ausstellung im Nebenraum zu begutachten, beantwortete Frau Derman bereitwillig Fragen aus dem Publikum und drückte ihre Freude bezüglich des großen Interesses aus, welches ihr von den ZuhörerInnen in Wien entgegengebracht wurde.

Ausstellung noch bis 2.März 2017 für BesucherInnen offen
Kunstinteressierte haben noch bis zum 02.03.2017 die Möglichkeit, die Ausstellung mit 40 originalen Kalligraphien aus der kostbaren Sammlung der alBaraka Türk Bank bei freiem Eintritt Mo-Fr, 9-17 Uhr, im Yunus Emre Enstitüsü Wien zu besuchen.