Eine Vortragsreihe mit İlber Ortaylı stieß in Wien auf großes Interesse

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Auf Initiative des Yunus Emre Enstitüsü Wien kam der renommierte Historiker Prof. Dr. İlber Ortaylı einmal mehr nach Wien, um an zwei Abenden Vortrage auf Deutsch und Türkisch zu halten. Der erste Vortrag, „Revolution und Migration in Europa: 1848", am 5. März 2019 in der Diplomatischen Akademie stieß bei den WienerInnen auf großes Interesse. Ortaylı legte den Fokus seiner Erörterung auf die Auswirkungen der Revolutionsbewegungen auf soziale und politische Strukturen. Generell waren die Folgen der revolutionären Unruhen von 1848 in ganz Europa spürbar, sie führten teils gar zum Zusammenbruch großer Imperien. Auch die gesellschaftlichen Folgen der revolutionären Erhebungen waren nicht unerheblich, hatten sie doch gesamteuropäische Wandlungs- und Migrationsprozesse zur Folge. Ortaylı erörterte als Beispiel den Werdegang Dr. Abdullah Hammerschmidts – ein österreichischer Arzt, Minerologe und Entomologe, der aufgrund seiner Verstrickungen in den Aufstand von 1848 flüchten musste und sich schließlich im Osmanischen Reich niederließ. Er konvertierte zum Islam und war einer der Mitbegründer des Roten Halbmondes, das Pendant zum Roten Kreuz.

Der Vortrag tags darauf am 6. März 2019 fand im Yunus Emre Enstitüsü Wien statt und hatte die Zeit Sultan Abdülhamids II. und seine Beziehungen zu Europa zum Thema. Abdülhamid hatte bereits in jungen Jahren die Möglichkeit, seinen Onkel Sultan Abdülaziz während dessen Regentschaft auf seiner Reise durch Europa zu begleiten. Die Inhalte von Abdülhamids politischen und sozialen Umstrukturierungen, so Ortaylı, hätten bis heute nicht an Aktualität verloren. Ortaylıs Ausführungen bezogen sich auf die Beziehungen des Osmanischen Reichs mit europäischen (Vielvölker)Staaten, technische Entwicklungen in Europa und junge Osmanen, die zum Studium nach Europa geschickt wurden. In Bezug auf Sultan Abdülhamid gebühre es einer Auseinandersetzung mit seiner bedeutenden Rolle innerhalb der türkischen Geschichte, auch abseits von politischen Konflikten, ist Prof. Ortayli überzeugt.

Im Anschluss an den Vortrag stellte sich Prof. Dr. Ortaylı bereitwillig für Gespräche, Signierungen und die Beantwortung offener Fragen zur Verfügung. Das Yunus Emre Enstitüsü durfte sich über Lob aus dem Publikum für die gelungene Veranstaltung freuen.